
TON Gesellschaft für Objekteinrichtungen mbH
20 Jahre TON Objekteinrichtung

20 Jahre TON Objekteinrichtung
Ulrich Krüger und Christian Wolf im Gespräch über ihr Selbstverständnis als Unternehmer, ihre Branche und künftige Branchenentwicklungen.
Herr Krüger, vor 20 Jahren haben Sie mit Ihrer Frau, Eva Krüger, die TON Objekteinrichtung aus der Taufe gehoben. In dem kleinen Buch »Die Grammatik des Einrichtens« formulierten Sie Ihr Verständnis von der Arbeit als Objekteinrichter. Dies war Ihnen offensichtlich ein wichtiges Anliegen. Warum?
Ulrich Krüger: Ich komme aus einer Familie, in der ich Architektur, Design, und Design-Objekte von frühester Kindheit an ganz selbstverständlich um mich herum wahrgenommen habe. Der Beruf meines Vaters war dann wegweisend für meine Berufswahl. Ich wollte nie etwas anderes machen, als genau das, was ich heute tue.
Das Thema Objekteinrichtung hat mich besonders fasziniert, die hohe Verantwortung angesichts der Komplexität der Aufgabe. Bemerkenswert ist doch: Ein Auftraggeber vertraut sich uns an. Er selbst steht in Verantwortung gegenüber allen Menschen, die seinem Geschäftsmodell folgen, gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Partnern. Diesem Vertrauen mit einer Haltung absoluter Wertschätzung zu begegnen, war uns von Anfang an ein Anliegen. In der TON-Grammatik haben wir das programmatisch zum Ausdruck gebracht. Die darin beschriebene Haltung der Treuhänderschaft ist in unserer Branche wichtiger denn je.
Christian Wolf, 2000 kommen Sie zunächst als Geschäftsführer zu TON. 2003 werden Sie geschäftsführender Gesellschafter, seit Anfang 2016 sind Sie gleichberechtigter Gesellschafter. Alles in allem: 16 Jahre TON. Damit ist TON auch für Sie bereits Ihr berufliches Lebenswerk. Für welche TON-Werte stehen Sie?
Christian Wolf: Im Wesentlichen natürlich für die gleichen Werte wie mein Partner auch. Ehrlichkeit gehört dazu, Nachhaltigkeit, natürlich die Liebe zum gut gestalteten Raum. Das ist, was uns beide gleichermaßen antreibt. Wichtig ist uns zudem die Wertschätzung gegenüber den Menschen, zu denen wir in Beziehung stehen. Der Kunde, unser Auftraggeber, steht im Mittelpunkt. Ganz wichtig sind auch unsere Mitarbeiter. Ohne sie könnten Ulrich Krüger und ich jeden Morgen aufstehen und Kunden anrufen, aber es würde gar nichts bringen. Wir haben ganz tolle Menschen um uns, die uns helfen, das, was wir versprechen, auch einzuhalten.
Herr Krüger, was hat Christian Wolf, was Ulrich Krüger nicht hat?
Ulrich Krüger: Vom ersten Tag an habe ich es genossen mit einem Partner zusammenzuarbeiten, den ich von Kindesbeinen an kenne, und der Dinge kann, die ich gut, aber nicht sehr gut zu können glaube. Ich bleibe bei dem Begriff des Genießens: Ich genieße, dass wir bei aller Verschiedenheit in vielen Dingen große Übereinstimmungen haben, immer wieder auf das gleiche Ziel losgehen und so in sehr kurzer Zeit bei vielen Entscheidungen zu einem einvernehmlichen Ergebnis kommen. Das ist im übertragenen Sinne „eine Ehe“, eine Geschäftsehe. Ich liebe meinen Partner nicht, aber ich schätze ihn sehr. (Lacht)
Christian Wolf: Ja, jetzt weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. Ich hatte ja ein bisschen damit gerechnet, dass Du mich auch ein wenig liebst …
Ulrich Krüger: Jetzt bin ich gerührt. (Beide lachen)
Herr Wolf, was hat Ulrich Krüger, was Christian Wolf nicht hat?
Christian Wolf: Ich weiß natürlich, was Ulrich Krüger auszeichnet! Was Du wirklich gut kannst: Menschen für deine Ideen zu begeistern und damit auch für TON. Diese Begeisterungsfähigkeit ist etwas, was für unseren Job und unser Unternehmen extrem wertvoll ist.
Was Dich zudem auszeichnet ist, dass Du bei 80 Prozent, die ja für viele ausreichend sein mögen, nicht aufhörst. Du gibst keine Ruhe, bleibst hartnäckig. Eigentlich müssen für Dich am Ende eines Projektes immer 100 Prozent dastehen, besser noch 110. Die letzten 20 Prozent sind in unserer Branche zweifellos die schwierigsten. Schafft man sie, bedeutet das, Perfektion für den Kunden erlebbar zu machen. Das kannst du.
Herr Wolf, das TON-Team mit über 30 Mitarbeitern realisiert zum Teil sehr anspruchsvolle und umfangreiche Projekte. Wie geht das? Wie schaffen „die“ das?
Christian Wolf: Tja, das ist eine gute Frage, das fragen wir uns auch immer wieder: Wie schaffen wir das? Nein, Spaß beiseite: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen das, weil sie dafür ausgebildet sind, und wir uns so aufgestellt haben, dass jeder machen darf, was er am liebsten tut und am besten kann. Wir zwingen keinen Verkäufer dazu, sich stundenlang ins Büro zu setzen und Angebote zu schreiben, weil wir glauben, dass es viel besser ist, wenn er sich auf das konzentriert, was er am besten kann: mit dem Kunden an der richtigen Lösung seiner Aufgabe zu arbeiten.
Herr Krüger, das T in TON steht nach innen für Teamgeist. Nach außen, so betonen Sie oft, für Treuhänderschaft. Ein Objekteinrichter als Treuhänder: Wie darf man das verstehen?
Ulrich Krüger: Der Treuhänder macht die Dinge so, als würde er sie für sich selbst tun. Er stellt sich in die Position seines Auftraggebers, begibt sich hinter dessen Brille. Der Kunde ist damit nicht in der Bring-Schuld von Informationen, wir sehen uns in der Hol-Schuld. Treuhänderschaft meint also mehr, als in der Verantwortung zu stehen, Bauherren und Auftraggeber vor Fettnäpfchen und teuren Sackgassen zu bewahren. Unsere Aufgabe ist es, einen Auftraggeber so zu navigieren, dass das Bild von seinem Projekt, das er zu Anfang möglicherweise verschwommen vor Augen hatte, nachher ein sehr konkretes geworden ist.
Herr Wolf, in welcher Weise sind die TON-Werte von Bedeutung für das Kerngeschäft, die Objekteinrichtung und für den Unternehmenserfolg von TON?
Christian Wolf: Von ungeheuerer Bedeutung. Alles, was mit Räumen und Einrichtung zu tun hat, hat zutiefst etwas mit Menschen zu tun. Das ist etwas hoch Emotionales! Jeder, der mit seinem Partner, seiner Partnerin schon einmal versucht hat, ein Wohnzimmer einzurichten, weiß das. Ich hatte das Vergnügen zwei Jahre meines beruflichen Lebens in der Wohnmöbel-Branche zu verbringen und habe auch von dieser Seite erfahren, wie anspruchsvoll es dort zugeht.
Dort richtet ein Paar, das gemeinsam sein Leben verbringen möchte, seine Räume ein. Wir richten für Menschen ein, die in völlig unterschiedlichen Positionen und Funktionen täglich miteinander zu tun haben. Dabei sind Emotionen ganz entscheidend. Wenn man in unserer Branche diese Ganzheitlichkeit nicht vor Augen hat, dann macht man etwas falsch. Positiv formuliert: Als Objekteinrichter muss man diese Anforderungen in Einklang bringen. Es gibt dieses schöne Zitat von Winston Churchill: „Erst prägt der Mensch den Raum. Dann prägt der Raum den Menschen.“
Herr Krüger, Sie haben über 30 Jahre Branchenerfahrung. Wenn Sie diese Zeit überblicken: Was hat sich in Ihrer Branche gewandelt? Gab es eine geistige Wende?
Ulrich Krüger: Ganz sicher. Ich erinnere mich, dass das Thema „Design und Produktdesign bei Einrichtungsgegenständen“ zumindest als ich gelernt habe, ein Nischenthema war. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten ist es populär geworden. Seit zwei, drei Jahren finden sich sogar in großen Publikumszeitschriften wie „Fokus“ oder „Frankfurter Allgemeine“ Beiträge, die sich genau mit dem Themenspektrum befassen, von dem wir leben. Das Bewusstsein für Umfeldgestaltung ist zudem bei der jüngeren Generation deutlich gewachsen. Und seit 2016 verfügen wir über Ergebnisse weltweit angelegter wissenschaftlicher Studien, die genau das untersucht haben: den direkten Einfluss der Umfeldgestaltung auf das Wohlbefinden, auf die Mitarbeiterzufriedenheit. Unsere Branche war immer eine hoch emotionale Branche, wie mein Partner ganz richtig bemerkt. Diese These ist durch Studien wie dem „Steelcase Global Report“ belastbar geworden. Wir können heute eine steigende Zufriedenheit bei Mitarbeitern und Kunden durch unsere Maßnahmen unseren Bauherren prognostizieren.
Herr Krüger, ist Objekt-Design eine Form, die menschliche Haltungen verändern kann?
Ulrich Krüger: Ja. Ich beobachte in den letzten Jahren eine Entwicklung, die mir eine Reaktion auf die weiterhin rasant zunehmende Digitalisierung unseres Alltages zu sein scheint: Die Menschen wollen nicht nur die Geborgenheit einer Familie, sondern vielmehr die Geborgenheit eines Hauses; mehr als dies noch in meiner Generation der Fall war. Das Gleiche gilt auch für den Arbeitsplatz. Der War of Talents findet längst statt. Unsere Kunden und Bauherren vertrauen darauf, dass wir ihnen helfen, Menschen zu gewinnen, die gerne in ihrem Unternehmen arbeiten.
Christian Wolf: Vielleicht noch zur Ergänzung: Es stimmt auf jeden Fall, dass es um Mitarbeitergewinnung und -bindung geht, darum, dass Mitarbeiter in den Räumen, in denen sie arbeiten, leistungsfähig und gerne leistungsfähig sind. Was für viele Unternehmen außerdem immer wichtiger wird, ist die Differenzierung gegenüber Wettbewerbern, die klare Sichtbarkeit der Unternehmenskultur. Was für ein Unternehmen ist das eigentlich, in das ich da gehe? Wie gestaltet sich das Gebäude? Wie gestaltet sich der eingerichtete Raum? Wie tickt das Unternehmen? Das richtig rüberzubringen, ist für viele Unternehmen eine ganz wesentliche Aufgabe, weil sie in ihrer jeweiligen Zunft immer vergleichbarer werden.
Herr Krüger, man sieht Sie häufiger mit „Ihren Bibeln“ unterm Arm: dem Steelcase Global Report und dem Workbook von Vitra. Packt Sie da noch einmal eine Aufbruchstimmung?
Ulrich Krüger: Ich glaube, dass unsere Zukunft als Umfeldgestalter noch vor uns liegt. Da nehme ich auch die Menschen mit, die als Innenarchitekten in den letzten Jahrzehnten ein eher mühsameres Dasein fristeten. Ich glaube, dass die Menschen, die Innenräume gestalten, die gleiche Wichtigkeit bekommen, wie die Menschen, die Gebäude gestalten. Das war nicht immer so.
Herr Krüger, wie würden Sie TON charakterisieren?
Ulrich Krüger: Es liegt in der Natur unserer Branche, dass wir zu den Kreativen zählen und dadurch traditionell innovativ sein müssen, wenn wir nicht morgen von vorgestern sein wollen. Wenn Sie das kultivieren und mit der Haltung des Treuhänders verknüpfen, dann, und ich bitte dies richtig zu verstehen, fallen Sie auf die Füße. Warum? Weil Sie als Treuhänder bemüht sind, wirklich ein Umfeld zu schaffen, sei es ein Standesamt, ein Lehrerzimmer oder das Vorstandssekretariat einer Bank, in dem der Mensch, der dort heiratet, oder dort arbeitet, sich einfach wertgeschätzt und angenommen fühlt. Ich glaube ja, dass die Digitalisierung immer weiter um sich greift und sich dadurch auch viele Chancen auftun. Aber am Ende ist es der Mensch, der im Mittelpunkt steht, mit seinen Emotionen, mit seinen Sehnsüchten, mit seinem Verlangen nach Erdung und Akzeptanz.
Ein letzter Gedanke: Auf Ihrer neuen Homepage sprechen vor allem Ihre Werke, die Referenzen. TON – der Referenzgeber. Welche Bedeutung hat die Referenz für Sie?
Ulrich Krüger: Wenn ein Bauherr angesprochen wird mit: „Sagen Sie mal, Sie sind von TON-Objekteinrichtungen begleitet worden, können Sie die empfehlen?“, dann ist das ja auch eine Referenz. Genau um diese Referenz geht es uns. Wir sind, ehrlich gesagt, stolz darauf und auch sehr dankbar, dass wir das Vertrauen ganz vieler Menschen in unserem Einzugsgebiet Münster, Münsterland und Westfalen haben, und diese uns zum Teil über 15, 20 Jahre als Berater, Planer, Realisierer anfragen. Das würden sie nicht tun, wenn wir am Ende des Tages keinen guten Job gemacht hätten.